Interview mit Petra Fiß; Kandidatin für Kreistag, Samt- und Gemeinderat

Petra Fiß ist erste Sprecherin unseres Ortsverbandes. Bei den am 12.09. anstehenden Kommunalwahlen ist sie unsere Spitzenkandidatin für die Wahlen zum Kreistag und Samtgemeinderat und tritt jeweils auf dem ersten Listenplatz an. Zudem kandidiert sie auf Listenplatz 3 für den Gemeinderat Hambergen.

Im Folgenden beantwortet sie einige Fragen.

1. Warum sind Sie bei den Grünen aktiv?  

Ich war schon immer politisch aktiv und sehe zusehends, dass in der SG Hambergen in den letzten Jahren in Sachen Umweltpolitik nicht viel passiert ist. Mir persönlich liegt der Ortskern in Hambergen sehr am Herzen- ich bin durch und durch Hambergerin. Die Arbeit bei den Grünen macht mir deshalb so viel Spaß, weil ich mich nicht für meine Behinderung rechtfertigen muss!

 2. Was ist ihr beruflicher Hintergrund?  

1973 bin ich in der Seeparkschule Debstedt eingeschult worden; die Seeparkschule war die erste Schule für körperbehinderte Menschen in Niedersachsen. Dort habe ich neun Jahre im Internat gelebt und bin noch drei Jahre als Tagesschülerin hingefahren. 1985 habe ich die Schule mit einem Hauptschulabschluss abgeschlossen. Danach bin in die kaufmännische Lehranstalt in Bremerhaven gegangen und habe eine kaufmännische Ausbildung gemacht und diese mit Erfolg abgeschlossen. Ich war die einzige Körperbehinderte in meine Klasse. 1989 habe ich bei der Samtgemeinde Hambergen angefangen. Dort war ich 24 Jahre beschäftigt, erst in der Hauptabteilung und dann in der Bauabteilung. Ich war die Erste, die einen PC im Rathaus hatte.

3. Warum haben Sie nach 30 Jahren die Partei gewechselt?  

Ich bin mit den Jahren an meine Grenzen gestoßen. Die ersten Jahre waren schön und ich habe mich dort wohlgefühlt. In der letzten Zeit wurde mir jedoch klar, dass ich als erwachsene Frau nur auf meine Behinderung reduziert wurde. Ich durfte zum durfte zum Beispiel keine Kassenwartin werden, weil ich keine Tische und Stühle für Veranstaltungen tragen konnte!  Das war die Begründung!

4. Sie kandidieren für den Kreistag, den Samtgemeinderat und den Gemeinderat Hambergen – schaffen Sie das alles trotz Behinderung?  

Ja, das schaffe ich. Erstens kann ich mir meine Zeit sehr wohl einteilen, da ich nicht mehr im Arbeitsleben stehe. Zweitens darf ich endlich beweisen, dass man auch als behinderter Mensch Kommunal- und Kreispolitik machen kann. Das beste Beispiel ist für mich Kristina Vogel, die nach einem Sportunfall querschnittgelähmt ist: Trotz ihrer Behinderung konnte sie ohne große Hürden kommunalpolitisch tätig sein und in Fernsehsendungen, z.B. bei Markus Lanz, auftreten. Das wäre für jemanden, der seit seiner Geburt behindert ist, undenkbar!  

5. Werden Sie versuchen die Stimme aller Behinderten im Kreis zu sein und deren Rechte mehr denn je im Kreistag als Betroffene zu vertreten?  

Ja, selbstverständlich!!! Für mich spielt es absolut keine Rolle, welcher Art und wodurch ein Mensch seine Behinderung bekommen hat.  

6. Was möchten Sie zum Thema bezahlbares, barrierefreies Wohnen gerne umgesetzt wissen?  

Ich als Hambergerin würde mir persönlich wünschen, dass ich mein Haus verkaufen könnte, damit wir mit unseren Hunden in eine bezahlbare, barrierefreie Wohnung ziehen könnten. Und das wünsche ich mir für alle, die ähnliches möchten.

7. Wie stellen Sie sich die Zukunft für die SG Hambergen vor?

Überall barrierefrei. Sorgfältiger Umgang mit der Natur. Mehr Lückenbebauung. Mehr Geschäfte. Ein Ärztehaus, um die Versorgung für alle Bürgerinnen und Bürger abzudecken. Schnelle Instandsetzung von Fuß- und- Fahrradwegen. Barrierefreies Sammel-Taxi. Einen eigenen Behindertenbeauftragten für die SG Hambergen.


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